FAQ: Was ist eigentlich Resilienz?

„Resilience is neither ethically good or bad. It is merely the skill and the capacity to be robust under conditions of enormous stress and change.”

Diane Coutu

Journalistin

Der Begriff Resilienz leitet sich ab aus dem englischen Wort „resilience“ und umschreibt die Fähigkeit, erfolgreich mit belastenden Lebenssituationen umzugehen, d.h. widerstandsfähig gegenüber Krisensituationen zu sein.  Die Wurzel des Begriffes geht auf das lat. „resilire“ zurück, was „zurückspringen“ und „abprallen“ bedeutet.

Entlehnt aus der Physik und Werkstoffkunde bezeichnet Resilienz die Fähigkeit eines Werkstoffes, sich verformen zu lassen und dennoch in die ursprüngliche Form zurückzufinden. Im Deutschen wird Resilienz mit Widerstandsfähigkeit übersetzt. Der Begriff Resilienz wird ebenfalls zur Umschreibung von Stressresistenz, psychischer Robustheit oder psychischer Elastizität verwendet.

Resilienz steht synonym für Krisenkompetenz und umschreibt die Fähigkeit, Krisen und Veränderungsprozesse durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern. Krisen gehören zum Alltagserleben und dienen als Anlass für Weiterentwicklung und persönliches Wachstum.

„Wenn man alles, was einem begegnet, als Möglichkeit zu innerem Wachstum ansieht, gewinnt man innere Stärke.“

Milarepa

Tibetischer Meditationsmeister (1052 - 1135)

Die Resilienzforschung hat eine Reihe von lern- und trainierbaren Schutzfaktoren herausgearbeitet, welche die Widerstandsfähigkeit eines Menschen im Umgang mit Krisen erhöhen können:

  • Entwicklung einer optimistischen Grundhaltung gegenüber Veränderungen
  • Akzeptanz der Umstände und realistische Einschätzung von Rahmenbedingungen
  • Lösungs-, ziel- und ergebnisorientiertes Vorgehen
  • Selbstregulation, in Form von Stressmanagement und Selbstfürsorge
  • Ergreifen von Eigeninitiative und Übernahme von Selbstverantwortung
  • Inanspruchnahme von Hilfe, die Pflege von Netzwerken und Beziehungen
  • Zukunftsorientiertes Handeln, flexibler Wechsel zwischen Makro – und Mikroplanung
  • Improvisationskompetenz in Hinblick auf den Umgang mit Unvorhergesehenem

„Resilienz ist kein Charaktermerkmal, sondern das Endprodukt von Pufferungsprozessen, welche Risiken und belastende Ereignisse zwar nicht ausschließen, es aber dem Einzelnen ermöglichen, mit ihnen erfolgreich umzugehen.“

Emmy E. Werner

Resilienzforscherin

Resilienz – keine Methode, sondern ein Metamodell

Resilienz an sich ist keine Methode oder Technik, sondern ein Metamodell, welches günstige Faktoren, Eigenschaften, Einstellungen, Strategien und Verhaltensweisen beschreibt, die dienlich sind, Krisen zu meistern und im besten Falle gestärkt aus Ihnen hervorzugehen. Dieses Metamodell hilft dabei, vorhandene Ressourcen zu entdecken, aus neuen Perspektiven zu betrachten und auf neue Art und Weise anzuwenden. Auch resiliente Menschen sind verletzlich und verletzbar. Jedoch verfügen sie über schützende Bedingungen in ihrer Person und/oder Umgebung, die ihnen helfen, schwierige Situationen besser zu meistern.

Das Metamodell der Resilienz zeigt Muster (Patterns und Roule-Sets) auf, nach denen resiliente Menschen, Mitarbeiter, Führungskräfte, aber auch Organisationen und Systeme vorgehen können, um Krisen zu überwinden, sich in den immer wiederkehrenden Stürmen des Lebens zu biegen, aber nicht an ihnen zu zerbrechen und im besten Falle gestärkt aus ihnen hervorzugehen.Diese Muster des resilienten Verhaltens und des Denkens lassen sich auf vielen verschiedenen Ebenen unserer Gesellschaft beobachten: ökologisch, biologisch, ökonomisch, organisational, sozial, psychisch, gesundheitlich.

Resilienz der Schlüssel für eine nachhaltige Unternehmenskultur

In unserer gegenwärtigen Zeit, in der permanente Restrukturierungen, Change-Prozesse und das subjektive Erleben von Krisen zum persönlichen und beruflichen Lebensalltag gehören, stellt das Resilienz-Konzept einen wichtigen Orientierungsrahmen für die Schaffung einer konstruktiven, produktiven und lernfähigen Unternehmenskultur dar. Denn die Frage ist nicht, ob es Krisen im Leben der einzelnen Mitarbeiter und Führungskräfte gibt, sondern wie sie es schaffen mit der Krise als Herausforderung kreativ, wenn nicht sogar innovativ, umzugehen.

Von der wissenden zur fragenden Organisation

Bei der Resilienzförderung geht es uns um die Frage, mit welchen Mindsets wir den Fragen, Problemen, Aufgaben und Zielen unserer Zeit begegnen wollen. Auf der Suche nach der Frage: „Wie können wir das Leben lebenswerter gestalten, unsere Lebensweise gesünder ausrichten und uns im Umgang mit Krisen stark machen?“ hält das Resilienz-Konzept sehr konkrete Antworten für uns bereit, die sich nicht aus Hypothesen und Theorien ableiten, sondern aus der Best Practice von den Menschen, Institutionen und Systemen, die bereits gezeigt haben, wie Überleben trotz widriger Umstände funktioniert.

Die Akteure, die ein erfolgreiches Krisenmanagement bewiesen und die aus Fehlern gelernt haben. Es geht uns darum zu erkennen, dass jeder Mensch und die meisten Systeme von Natur aus resiliente Eigenschaften und Fähigkeiten besitzen, die nur nicht stets beobachtet, erkannt und abgerufen werden (können). Das Aufspüren, Entdecken und Aktivieren der latenten Resilienz ist daher eine der wichtigsten Aufgaben für uns als Trainer, Berater und Coaches.

improvisation und organisation

© 2007 – 2013 Gabriele Amann, Martin Ciesielski. Auszug aus dem Beitrag: „Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück, Angewandte Improvisation als Werkzeug für resiliente Führung“ aus Improvisation und Organisation

ORES_internationaler Resilienzverband

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